Profil

Maria Tietze kann gehen. Was für so viele Menschen banal klingt und ist, halte ich für eines meiner größten Geschenke. Das war gewiss nicht immer so. Ein Motorradunfall im Sommer 2015, die damit verbunden Komplikationen und 21 Operationen binnen zwei Jahren On-Off-Beziehung mit dem Krankenhaus, führten letztlich zu der weitreichendenste Entscheidung meines Lebens. Mit 26 Jahren entschied ich mich für eine Unterschenkelamputation, um wieder ohne Hilfsmittel und aus eigener Kraft gehen zu können, um entgegen der Erwartung der meisten Ärzte wieder Sport treiben zu können und eines Tages vielleicht wieder auf dem Fußballplatz zu stehen.

Im Leichtathletikverein wollte ich den Umgang mit der neuen Prothese beim Laufen lernen, um dies auf dem Rasen umzusetzen, und blieb im neuen Sport hängen. EM 2018, Nationalmannschaft, Deutscher Rekord 2019, WM 2019 – sind  nominell meine bisher größten sportlichen Erfolge. Ihr ganz persönlicher Erfolg, der all das schlägt, aber war es nach dem Unfall wieder mit der eigenen Fußballmannschaft auf dem Feld zu stehen und um Meisterschaftspunkte zu spielen. Und das ganz ohne Fragen anderer. Den Gegnern fiel die Unterschenkelprothese nie auf. Ich war „einfach“ wieder da wo sie hingehörte und wo sie sein wollte. Nachdem das realisiert war, konnte ich mich voll und ganz dem neuen Sport zuwenden und bereite mich nun mit der tatkräftigen Unterstützung meines Vereins und Trainers auf die Paralympischen Spiele 2020 vor.